Ein Blick in die Historie des Kleingartenvereins

Luftbild

Die Kleingartenanlage "Mariensee 1921" e.V. aus der Vogelperspektive

Als sich Ende des achtzehnten, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Kleingartenbewegung entwickelte, war es der Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861), der sich hier als Wegbereiter hervor tat. Es sollte hier u.a. auch den einfachen Menschen ein Stück Land zum bebauen und ernten sowie zur aktiven Erholung gegeben werden.

Als Hauptgrund wir das Aufkommen von Kleingartenanlagen in der Region kamen aber sicherlich die mangelhafte Ernährung und die hohen Preise von Lebensmitteln nach dem 1. Weltkrieg in Sonneberg verstärkt zum Tragen. Nach überlieferten Zeitungsberichten von einer am 16. Februar 1920 stattgefundenen Bürgerversammlung ging es unter anderem um eine geplante Schrebergartenanlage in Sonneberg West. 1921 beschäftigte sich dann der Gemeinderat über längere Zeit mit der Schaffung von Schrebergärten.

So wird überliefert, dass 1921 an der Bahnlinie Sonneberg-Eisfeld Brachland (Wiese) zum Anbau von Gemüse zur Verfügung gestellt wurde. Dies wurde dann überwiegend für den Anbau von Kartoffeln, Kohl und Rüben genutzt. Auf einem Plan des PHARUS Verlages finden wir die Schrebergärten am Bahndamm und sechs weitere Anlagen um Sonneberg dokumentiert. Von dieser Dokumentation ausgehend besteht der älteste Teil unserer Gartenanlage nachweislich mindestens seit 1921. Die damalige Größe der Parzellen betrug etwa 100 m². Diese Anlage wurde seit ihrem Bestehen von Arbeitern, kleinen Angestellten und Rentnern gehegt und gepflegt.

Im Juli 1953 kam es zum Zusammenschluss zwischen der 1946 neu entstandenen Gartenanlage „Marienthal“ und den Schrebergärten am „Bahndamm“ unter dem dann gemeinsam geführten Namen „Marienthal“. Dieser Name blieb dann bis 1976 und änderte sich mit dem neuen Pachtvertrag 1976 erstmals in „Mariensee“.

In der damaligen DDR war der Bedarf an Kleingärten bis 1989 riesig groß, so dass ständig Hinzupachtungen vorgenommen werden mussten. Es wurden neben so genanntem „LPG-Land“ weiteres Privatland hinzugepachtet. Dadurch wurde unsere Anlage, insbesondere nach der Erschließung des Geländes am ehemaligen Mariensee nach 1945 zur größten Kleingarten Anlage der Stadt – wie auch des Kreisgebietes.

Mit der Wende gab es bange Fragen um die weitere Existenz der Anlage. Ein völlig neues Vereinsrecht auf der Grundlage des BGB hielt in den neuen Bundesländern Einzug. Der Verein hatte hier alle Hände voll zu tun, um diese Situation zu meistern, da sich eine völlig veränderte neue Rechtslage entwickelte. So wurden mit dem Vereinigungsgesetz vom 28.02.1990, Teil I, die ehemaligen DDR-Vereine verpflichtet, sich innerhalb von sechs Monaten eine neue Satzung zu geben und sich als eingetragene Vereine (e.V.) beim Amtsgericht registrieren zu lassen.

Blick in einen Kleingarten Am 11.12.1993 fand dann eine Vollversammlung im kleinen Saal des Gesellschaftshauses mit 103 Wahlberechtigten statt. Es wurde der Vorstand neu gewählt sowie eine neue Satzung und Gartenordnung beschlossen. Diese Dokumente wurden in der Folgezeit jedem Vereinsmitglied übergeben. Ein weiter Schritt war der Antrag auf Eintrag ins Vereinsregister. Dort wurde unser Verein am 21. Juni 1990 unter dem jetzigen Namen Kleingartenverein "Mariensee 1921" e.V. eingetragen.

Auch muss man hier erwähnen, dass der 1995 gegründete Kreisverband der Kleingärtner Sonneberg e.V. damals und bis zum heutigen Zeitpunkt alle ihm angehörenden Vereine bei auftretenden Problemen in jeglicher Weise mit Rat und Tat zur Seite steht und schon so manchem Verein aus misslichen Lagen herausgeholfen hat.

Die Kleingartenanlage Mariensee 1921 findet man, wenn man das Stadtgebiet Sonneberg auf der Bundesstraße 89 in Richtung Eisfeld verlässt. Gleich hinter der Eisenbahnbrücke ist links die Hauptzufahrt zur Anlage mit einem Parkplatz für rund 60 Pkw und dem schönen, neu renoviertem Vereinsheim mit öffentlicher Gaststätte für ca. 50 Gäste.

Vereinsheim Eine weitere Zufahrt befindet sich ca. 200 Meter weiter am Kreisel in Richtung Eisfeld. Von diesem Kreisel aus führt ein Weg zum hinteren Teil der Gartenanlage. Dort befinden sich weitere rund 120 Parkplätze.

Die Anlage umfasst eine Gesamtfläche von 67.289 m². Von der Gesamtfläche entfallen ca. 85 Prozent auf 204 Kleingärten (Stand 31.12.2018). Die Gartenparzellen haben eine durchschnittliche Größe von 120 bis 300 m².

In den 1960er Jahren wurde die Anlage mit einem eigenen Wassernetz versehen. Mitte der 1980er Jahre erhielt die Anlage elektrischen Strom und ein eigenes Beleuchtungsnetz für die umfangreichen Wegstrecken. Somit verfügen fast alle Parzellen über einen Wasser– und Elektroanschluss. Die Parkplätze, Wege und Grünflächen sowie die Grundfläche des Vereinsheimes nehmen die restlichen 15 Prozent der Gesamtflächen ein.

Die Größe der Anlage, die flächenmäßige Ausdehnung und die Vielzahl der Gärten hatten den Vorstand bereits in den 1980er Jahren veranlasst, die Anlage in vier Abteilungen zu unterteilen:


Die Arbeit des Vorstandes sowie seiner vielen Helfer, wie zum Beispiel die Verantwortlichen für die Wasser– und Stromversorgung oder der Ableser, um nur einige zu nennen, ist ehrenamtlich. Hier fallen bei einigen locker im Jahr ca. 600 bis 700 Stunden im Dienste des Vereins und der Gartenanlage an.

Der Verein führt jährlich eine Delegiertenversammlung durch. Hier werden die für das Jahr wichtigen Beschlüsse gefasst. Die ebenfalls jährlich stattfindenden Abteilungsversammlungen dienen zur allgemeinen Information der Kleingärtner. Auch werden alle vier Jahre neue Delegierte gewählt.

Alle Mitglieder leisten jährlich eine, von den Delegierten festgelegte Anzahl von Pflichtstunden für die Werterhaltung aller vereinseigenen Anlagen.

Rückblickend auf nunmehr über 100 Jahre Kleingartenanlage „Mariensee“ kann mit Fug und Recht eingeschätzt werden, daß es vor allem die Heimatliebe, die Liebe zur Natur und zum Garten war und ist, die aus ehemaligem Brachland eine grüne Oase der Erholung und Entspannung geschaffen hat. Nicht zuletzt ist es auch dem Fleiß der Mitglieder und vor allem auch dem Vorstand unter Leitung seines Vorsitzenden zu danken, dass die Anlage im Kreisverband einen bedeutenden Platz einnimmt.